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Vor kurzem wurde an Loriot erinnert. Anlass war in memoriam sein 100. Geburtstag. Ein Begriff, der in dem Andenken auftauchte, war jener der Distanz.

Loriot war Humorist. Humor hat seinen Ursprung in der Tragik des Lebens. Wer in einem tragischen Zustand lebt, wird diese Tragik als Last und Bürde empfinden. Dann hilft es, zurückzutreten und sich selbst aus einer gewissen Entfernung zu betrachten. Denn solange man in seinem eigenen Kokon gefangen ist, hat man keine Freiheit. Keine Freiheit zu genießen. Keine Freiheit sich zu freuen. Kurz, keine Freiheit zu leben.

Psychotherapeuten verhelfen im professionellen Gewese zur Distanz. TV-Loriot, den kennt man auf einem Sofa sitzend. Bei ihm gab es keine Zufälle - zumindest hat Loriot sich bemüht, diese wie sonst nur Fettnäpfchen zu umgehen. Loriot war Künstler, sein anderes Ich Bernhard-Viktor „Vicco“ Christoph-Carl von Bülow ein akribischer Handwerker. Er brauchte keine künstlichen Armlehnen, denn er besaß eine bürgerliche Rückenlehne. Sein Sofa, aufrecht sitzend, nicht flattrig liegend, war eine Anspielung an die Therapeuten Couch und den in seinem Elendssud weinerlich darniederliegenden Menschen, der aufgrund einer wechselnden Blickrichtung – und das ist ironiefrei ausschließlich positiv gemeint – sogar zur Lachnummer seines Lebens werden kann.

Distanz also!

In allen Sketchen, Cartoons, auch in seinen beiden Spielfilmen ist es vorhanden, dieses Seht es doch mal anders. Loriots humorvolle Sichtweisen fußen auf Abstand.

Und da gibt es zusätzlich noch seine Komik 2.0. Loriot hat uns, den Zuschauern, den Spiegel vorgehalten, regelmäßig von uns unbemerkt. Oder wir haben es missverstanden in dem Sinne, dass wir nur den anderen, aber nicht uns selbst erkannten. Was wiederum urkomisch ist, denn man lacht, entlarvt vom anderen, über sich selbst, meint aber dabei diesen anderen, den man gerade verlacht, zumindest ignoriert, schlimmstenfalls beschimpft und denkt dabei vor allem doch nur an sich, in der Missachtung seines Gegenübers bei konstant fehlender Empathie und dem Verlust der eigenen Spiegelneuronen.            

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P.S.: Loriots wegsichtige Ansichten, helfen auch, nicht selbstgerecht, sondern im Ausgleich und Gleichklang zwischenmenschlich zu kommunizieren. Um das aneinander Vorbei- und überfallartige Überreden einzuhegen. Nicht: „Hermann? – Ja! - Was machst Du da? – Nichts! – Nichts, wieso nichts? - Ich mache nichts! - Gar nichts? – Nein! – Überhaupt nichts? – Nein, ich sitze hier! – Du sitzt da? – Ja. - ……“

Und ich schreibe hier und höre jetzt auf (ausnahmsweise bis zum nächsten Freitag, den 8. Dezember), dem anderen mit Aufmerksamkeit zu.

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