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In New York City leben eineinhalb Millionen Juden. In keiner Stadt auf der Erde, einschließlich Tel Aviv und Jerusalem, leben mehr Menschen jüdischen Glaubens. Und außerhalb Israels ist es die größte zusammenhängende jüdische Gemeinde.

David Ingber (d.i.) ist Rabbiner in Manhattan.

Michelle Dardashti (m.d.) mit iranischen Wurzeln ist Rabbinerin.

Ebenso Angela Buchdal (a.b.), ursprünglich aus Südkorea kommend, ist nach New York eingewandert.

In Israel geboren ist der Rabbiner Amichai Yehuda Lau Lavie (a.l.), auch er ist New Yorker.

„Ich glaube, dass wir künftig von einem Israel vor dem 7. Oktober sprechen werden und von einem danach. Und Gleiches gilt für das Judentum insgesamt, also auch für uns hier in New York. Es wird von nun an ein Vorher und ein Nachher geben.“ (d.i.)

„Es ist, als hätten sich die Kathedralen des Wissens und des Liberalismus (gemeint sind die Universitäten) gegen uns gestellt. Das ist ein furchtbares Gefühl, denn wenn die Institutionen des Geistes nicht verstehen, was wirklich passiert ist, wer dann?“ (d.i.)

„Das ist nicht bloß ein bisschen Antisemitismus hier und da. Es passiert gerade etwas Größeres, und das ist ebenso gefährlich wie beängstigend. Ich habe nie zuvor in meinem Leben das Gefühl gehabt, dass die jüdische Gemeinschaft sich so verletzlich fühlt, so aufgewühlt, so wütend und zugleich verängstigt und isoliert.“ (a.b.)

„Im Jahr2000 kandidierte der Politiker Joe Liebermann als Vizepräsident der USA, als erster Jude. Juden waren so sichtbar. Und ich habe wirklich gedacht, die Zeit des Antisemitismus sei damit vorbei. Das geschieht jetzt im Amerika des Jahres 2023. Und da muss man fragen: Was passiert hier gerade?“ (a.b.)

„Ich bin niemand, der Israel blind und unkritisch verteidigt. Ich bin für die Rechte der Palästinenser, man kann sogar sagen: Ich bin pro Palästina. Ich verneine keineswegs, dass die Palästinenser Unterdrückung und Ungerechtigkeit erlebt haben. Aber das rechtfertigt nicht, unschuldige Menschen abzuschlachten. Und es rechtfertigt auch nicht, diese Terroristen als Freiheitskämpfer darzustellen.“ (a.b.)

„Wir Juden befinden uns derzeit gewissermaßen auf einer Arche. Und wir wissen nicht, wie lang die Flut dauert und was uns erwartet, wenn sie vorbei ist. Sicher ist nur, dass es uns massiv verändern wird.“ (m.d.)

„Ich bin gekommen, um allen zu sagen, dass ich bei ihnen bin, dass sie nicht allein sind. Das gilt auch für meine palästinensischen Freunde. Wo sind in New York die Freunde? Wo sind die Verbündeten? Wo sind die Menschen in dieser Stadt, die sagen, es ist kompliziert, wir wissen das, aber was können wir tun, wie können wir helfen? Ich wünschte, die Menschen hätten mehr emotionale Intelligenz im Umgang mit so einer Krise, statt in einer Art zu handeln, die anderen wehtut.“ (l.l.)

„In Israel haben wir im Moment keine weitsichtige Führung, die uns in eine sicherere Welt führen wird. Dabei müssten wir strategisch und diplomatisch fünf Schritte im Voraus denken, zehn Schritte. Wie können wir Freundschaften aufbauen, die einen weiteren Krieg verhindern? Das ist keine Frage, die wir in der jetzigen Lage rasch beantworten können, aber ich kann im Namen vieler meiner palästinensischen und vieler meiner israelischen Freunde sagen, dass wir genau daran arbeiten müssen.“ (l.l.)

„Vielleicht haben wir zu lange geglaubt, dass wir den Konflikt gar nicht lösen müssen. So wie Leugner des Klimawandels glauben, es werde ihnen selbst nichts Schlimmes passieren. Vielleicht haben wir uns unter einer Art Schutzschild versteckt, statt der Realität ins Auge zu schauen. Jetzt ist das Schlimmste passiert, und es ist klar, dass wir eine Lösung finden müssen.“ (m.d.)

„Was damals unter den Nazis passiert ist, war so unbegreiflich schrecklich, dass es in vielen Teilen der westlichen Welt danach keinen Antisemitismus mehr gab. Zumindest äußerte sich niemand mehr öffentlich in diesem Sinne. Jetzt aber sind die meisten Überlebenden tot oder sehr, sehr alt, und vielleicht führt das dazu, dass gewissermaßen die Impfung abläuft. Dass das Geschwür des Antisemitismus wieder wächst.“ (a.b.)

„Ein Trauma wird erst wirklich schlimm, wenn man in der Folge die fundamentalen Überzeugungen verliert, auf denen man sein Leben gründet. Als Jüdin, als Rabbinerin und als Mensch glaube ich weiterhin daran, dass die Menschen im Grundsatz gut sind. Und ich glaube immer noch, trotz allem, dass die Welt prinzipiell ein guter, ein sicherer Ort ist, und dass sie eine Ordnung hat.“ (a.b.)

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