In Deutschland wurde vor kurzem ein Plädoyer öffentlich, das für eine „Politik für das Auto“ wirbt. Bedeutsam, sollen doch konkret Parkgebühren in Innenstädten abgeschafft werden oder diese stark verbilligt werden, zudem weniger Fahrradstraßen und weniger Fußgängerzonen ausgewiesen. Generell also eine Verkehrspolitik, um Städte insgesamt attraktiver zu machen.
Für Menschen, die sich stark mit dem Auto identifizieren, ist diese Forderung alternativlos. Das Plädoyer ist an den motorisierten Individualverkehr wie Pkws und Motorräder gerichtet, und adressiert natürlich nicht alle Wasser- Verkehrsträger und Trittbrettfahrer. Sei allein die Bahn als abschreckendes Beispiel erwähnt. Die DB, die gemein als soziales Fortbewegungsmittel gilt und im gegenwärtig maroden Zustand nur noch die gesamt-prekäre Alltagssituation in diesem Lande im Miteinander auf das Jammervollste spiegelt.
Wenn überhaupt eine soziale Bindung, dann haben die Auto-Individualisten eine Co-Identität mit dem eigenen Fahrzeug. Schon als Kind wird mit Matchboxhilfe in die Autogesellschaft sozialisiert. Wird später das reale Auto vom Gutmenschen infrage gestellt, dann wird damit auch der Fahrer infrage gestellt. Allein DAS Auto schafft eine lebensnotwendige Gemeinschaft der besonderen Art, etwa über Autozeitschriften, Autorennen. DAS Auto ist ein Mittel der Rebellion für freie Beute wider die Meute, eine Form der Auflehnung gegen das ständig bremsende Staatsgetriebe. Politisch rechtskonservativ oder liberal eingestellt sind diese Menschen. Sie fahren häufiger risikofreudig und halten sich weniger an Verkehrsregeln und unterminieren so zumindest ein wenig den allgemeinen bürokratischen Regelwahnsinn.
Individualisten sind stets in der Minderheit, werden übersehen und immer übergangen bzw. überradelt. Haben doch in den Innenstädten inzwischen fast 40 Prozent der Haushalte gar kein Auto mehr. Immerhin nehmen die PKW-Zulassungen seit Jahren Fahrt auf, im Jahr 2022 hatte Deutschland bereits 583 Pkws pro 1000 Einwohner, ein Rekordwert. Das gibt Zuversicht, Blendlicht und viel Gummi. Ja, das führt zu immer mehr Staus in den Städten, gerade im Berufsverkehr. Jedoch, der Rückbau von Fahrradspuren und mehr Platz fürs Auto können der Königsweg sein für die Könige und Asphaltritter der Straße. So bleiben die Seitenwege dem gemeinen Fußvolk vorbehalten und mögen per velo mobil dem Schein erliegen.
Ideologisch verbrämt begrünte Verkehrsplaner sehen das natürlich anders. Sie behaupten Autotrassen verursachten erst den (Smog) gestau(b)ten Verkehr. Ein Auto benötige bei einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde 70 Quadratmeter Raum. Ein Fahrradfahrer beanspruche nur zwei Quadratmeter. Wie armselig und niederschwellig doch letzter Zahlenwert ist, erinnert an den Zwei-Takt-Motor - pure Nostalgieromantik. Wie irrsinnig doch folgende Einbahnstraßen-Überlegung anmutet: Eine Stadt, die freie Fahrt wolle, müsse die Fahrradfahrer und den ÖPNV fördern. Jeder Fahrradfahrer schaffe Freiraum. Wer etwas für Autofahrer tun wolle, müsse Radwege bauen, am besten ganze Straßen dem Fahrradverkehr widmen. Das klingt paradox, das ist paradox, das sind allesamt Fake News Überlegungen, Fake News Überlegungen.
Schiere Maßlosigkeit. Weiter: Wenn man etwas für fließenden Verkehr tun wolle, müsse man den Privat-Pkw-Verkehr einschränken, indem man gute Bedingungen für Radfahrer und einen gut funktionieren ÖPNV schaffe. Wenn man generell Parkgebühren abschaffe, breitere Straßen baue, Fahrradspuren wegnähme, würden die Staus nur noch mehr zunehmen. Solche Stellungnahmen sind doch irrsinnig, Gegenteiliges ist richtig.
Nein, bis es so weit kommt, schalten wir das Fernlicht an. Damit alle Gabellenker und Flachdenker im Scheinwerferlicht stehen. Fürchterlich ist das. Fürchterlich ist Das - Polysemantisch!