Eins der stets geistreichen Zitate von Mark Twain lautet: „Immer, wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen.“
Oft wird diese Situation erlebt: Nach „Erledigung des Einkaufzettels“ der Gang zur Kasse und die Frage, in welche Menschenschlange man sich anstellen soll. Selbstverständlich nicht in die Längste von dreien; allzu oft werden aber zwei völlig leere Kassen übersehen. Übersehen, dass es fünf Wahlmöglichkeiten gegeben hätte. Vorausgesetzt, mit allen Sinnen. Hingegen unser Gehirn signalisiert uns: Da, wo nichts passiert, da kann auch nichts sein. Schwarmintelligenz sieht anders aus.
Aus der Süddeutschen Zeitung vom 22. Juli: „In Barcelona gibt es eine Buslinie, die ist ungefähr so geheim wie der neundreiviertelte Bahnsteig bei Harry Potter. Man muss schon wissen, dass sie existiert. Ansonsten ist sie unsichtbar. Zumindest auf Google Maps. Anwohner hatten die Stadtverwaltung überzeugt, die Linie 116 aus digitalen Navigationswerkzeugen entfernen zu lassen. Weil man mit ihr den berühmten von Antoni Gaudí gestalteten Park Güell erreichen kann, hatten Touristen die Busse derart in Beschlag genommen, dass sie für Einheimische unbenutzbar geworden waren. So viel Einfallsreichtum müssen die Bewohner eines der weltweit beliebtesten Touristenziele mittlerweile aufbringen, um zwischen den jährlich 16 Millionen Besuchern noch ihr geregeltes Leben zu leben.“
Touristen, die sich in immer größeren Massen denn je auf den Weg machen, würde man gerne nach jenem Sinn fragen, was sie eigentlich zu tun glauben, wenn sie zu Zigtausenden aus Reisebussen oder Kreuzfahrtschiffen steigen und durch die Gassen schöner Altstädte strömen. Altstädte, die der sogenannte Kulturtourismus längst in reine Kulissenlandschaften verwandelt hat. Eine sinnfreie Antwort könnte lauten: Es sind womöglich nur diese Kulissen, die viele Touristen anziehen, so wie …S... die Fliegen. Die Touristen reisen zu Millionen an Orte, wo Millionen andere bereits sind. Achtzig Prozent der Touristen besuchen nur zehn Prozent der Reiseziele, hat eine Studie ergeben, und so berichtet es die SZ.
Womit ich nicht ende, ist der Verrat, wie und wo ich auf meinen Reisen die leeren Kassen finde. Für die, welche noch unterwegs sind, wünsche ich einen schönen Verbleiburlaub. Und eine gute Besinnung mit allen Sinnen.