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Eine Frage: Woher hat das Fragezeichen seine typische Form? Die gesprochene Sprache kennt die gehobene Stimme am Ende eines Satzes. Die Schriftsprache dieses geschwungene Zeichen am Ende des Satzes, in der spanischen Welt zusätzlich zu Beginn, kopfstehend. Das kann einem dann schon spanisch vorkommen.

Vom 9. Jahrhundert an setzte sich in den Schreibstuben des Fränkischen Reiches die karolingische Minuskel durch. Dazu zählten erstmals auch festgelegte Satzzeichen, darunter das Fragezeichen, so wie wir es heute noch kennen. Das gab es nämlich keineswegs schon immer, also weder im antiken Rom noch in der griechischen Welt. Die Geburtsstunde des Fragezeichens am Ende eines Satzes kam erst mit der Bildungsreform Karls des Großen auf, an seiner Hofschule unter seinem Berater, dem Kirchengelehrten Alkuin.

Das Schreiben von Bibelabschriften, Vertragsdokumenten und Proklamationen war eine sehr arbeitsintensive und spezielle Aufgabe der Mönche in den Klöstern. Bei der damals gängigen, sehr verzierungsfreudigen merowingischen Schrift hatte das zu immer mehr ausufernden kalligrafischen Maßlosigkeiten geführt. Manche Schriftstücke wurden daher nur noch als Häkelwerk wahrgenommen. Satzzeichen kamen zwar schon zum Einsatz, waren aber nur als später hinzugefügte Hilfen beim Vorlesen gedacht. Erst die sogenannte Interpunktion, trennte Wörter oder Sinnabsätze voneinander und machte die meist ohne Punkt und Komma und auch ohne Leerstellen durchgeschriebenen Texte erst lesbar. Zuvor wurde abgesehen von einzelnen schmückenden Großbuchstaben durchweg in Kleinbuchstabenschrift geschrieben, daher die Bezeichnung MinusKel.

Erst durch den Buchdruck ab 1450 wurde die Schrifttype, inzwischen zur Antiqua-Schrift weiterentwickelt, verbindlich festgelegt. Eine Entwicklung, die für das Fragezeichen erst mit dem sogenannten Buchdruckerduden von 1903 als abgeschlossen gilt.

Bleibt aber die Frage nach der Form. Den Bischofskrummstab mit der Krümmung nach links dürften sowohl Karl der Große wie sein Berater Alkuin deutlich und täglich gesehen haben. Häufig wird auch die mehrfach geschwungene Vornote quilisma als Ursprung des Fragezeichens interpretiert, weil sie in den gregorianischen Chorälen jener Zeit benutzt wurde, um so ein leichtes sich Emporschwingen der folgenden Noten anzukündigen. Das entspräche dann genau dem Ansteigen der Sprachmelodie bei einer Frage.

Schließlich fällt der Verdacht für das Fragezeichen auch auf den lateinischen Begriff quaestio, der auf zu lösende theologische oder rechtliche Probleme hinwies. Solche Stellen im Text wurden mit der Abkürzung qo angekündigt, deren Buchstaben dann übereinander platziert wurden und womöglich direkt zur Form des karolingischen Fragezeichens führten.

Wie auch immer das Fragezeichen seine heutige Form erlangt hat: Seit nunmehr tausend Jahren hat dieses Zeichen neugierige Fragen hervorgebracht und bleibt trotz Allgegenwärtigkeit selbst geheimnisvoll.

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