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Sehr schöne und subtile Schlussszene in dem Film Shakespeare in Love: Shakespeare fragt die Königin, was sie als nächstes Theaterstück sich wünsche. Ihre Antwort: „Was ihr wollt“.

In der letzten Woche stand hier ein Beitrag über historischen Schein. Ein Nachtrag:

William Shakespeare war ein genialer Schriftsteller, aber auch ein von der Obrigkeit geschätzter PR-Autor in den Diensten der Tudor-Königin Elisabeth I. Die Tudors waren aus den Rosenkriegen als Sieger hervorgegangen. Elisabeths Großvater Heinrich VII. besiegte auf dem Schlachtfeld seinen Vorgänger Richard III, der bei diesen Kämpfen ums Leben kam. Die Tudor Dynastie stand von Beginn an unter dem Rechtfertigungszwang ihrer Herrschaftsausübung, denn andere englische Adelige hatten berechtigtere Ansprüche auf den englischen Thron und meldeten diese auch an. Elisabeths Vater Heinrich VIII. hatte zudem das Problem, einen legitimen, damals notwendig männlichen Thronfolger, zu zeugen bzw. nachhaltig zu etablieren.

In Kürze beginnt die neue Theatersaison: Auf den Bühnen wird wieder Shakespeares Dramenstück Richard III. zu sehen sein. Die Theaterinszenierung ist ein Klassiker und gilt als Prototyp skrupelloser und brutaler Gewaltherrschaft. Selbst Kindsmord ist kein Tabu.

Im Jahr 2012 fand man die sterblichen Überreste des historischen Richard III. bei Bauarbeiten unter einem Parkplatz in Leicester – eine Sensation. So ist er mit Nachdruck in den Fokus neugieriger Fachhistoriker geraten.

König Richard III. war mitnichten der von Shakespeare beschriebene Prototyp eines Tyrannen. Bei der damaligen Bevölkerung eher beliebt als gefürchtet, friedensbewegt und in Anbetracht seiner Zeit in Maßen gewalttätig. Mit dem von Shakespeare lediglich zugeschriebenen Buckel, geriet er wegen des Dichters spitzer Schreibfeder in das denkbar schlechteste Bühnenlicht und anschließend in den Dunkelschatten der Nachwelt.

„All the world’s a stage, and all the men and women merely players.” As you like it, 1599

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