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Und schon wieder den Satz nicht zu Ende gebracht. Es gibt kaum Verletzenderes, zu Fall Gebrachtes beim Sprechen, als wenn einem jemand dauernd, manchmal jahrelang und auch ein Leben lang das Wort mit Messerschärfe abschneidet. Ein Gespräch auf diese Weise zum Monolog wird. Willkommen Wortschatzräuber und Vernichter in meinem Wörterbuch! Schlimmer noch, wenn der Gegenüber zu einem das Gegenüber wird, von einer Person zu einer Sache, zum Ding. Sozusagen zum emotionalen Mülleimer des anderen entstellt wird. Aber das ist schon Hardcore Unterbrechen. Zurück zur Lightversion.

Jeder Mensch möchte schließlich gehört werden und sich gehört fühlen. Es schmerzt, wenn einem die Gelegenheit dazu genommen wird. Unterbrechen hat eine Regel: Macht. Macht über Menschen, Macht über die Gesprächsthemen. Menschen ordnen sich höher über andere ein, wenn sie sich in Gesprächen besonders hervortun. Symphytisch ist das nicht. Die feindliche Übernahme fremder Sätze hat mit bestehenden oder auch nur mit vermeintlichen Rangunterschieden zu tun.

Je mehr die Macht eine Rolle spielt, desto mehr und länger wird auch die Solo-Redezeit. Das hat Einfluss aufs Dominanzgehabe, Schwanzwedeln und Anschwillen des Kammes, Anschwillen der Brusthaare inbegriffen. Die Dominanz wird verstärkt durch ständiges, rituelles Wiederholen des Gesagten. Durch Unterbrechen tut sich ein doppeltes Problem auf: Die Unterbrochenen fühlen sich nicht wertgeschätzt und meinen, es sei nicht wichtig, was sie auch mal im untersagten Wechsel zu sagen hätten.

Wer andere oft beim Reden stört, sollte lernen, wirklich zuzuhören. Leicht gesagt und wenig garantiert, dass diese Empfehlung beim Anderen Echos hervorruft. Selbst In netter Bierrunde aussichtslos, wenn „Hopfen und Malz“ verloren ist!

Sicher, Menschen haben, gelinde gesagt, unterschiedliche Kommunikationsstile. Auch die der Solistenverkünder. Sie werden, wie wir alle, schon im Elternhaus geprägt und hängen, die Stile, auch von der Persönlichkeit ab. Manche Unterbrecher realisieren gar nicht, dass sie ein Gespräch stören. Was das Gegenüber mit Fremdscham und als Unverschämtheit empfindet, ist für ihn eine lebendige, artgerechte Homo sapiens-Unterhaltung.

Interessant auch die kulturellen Unterschiede. Studien haben gezeigt: Dänen lassen bei einem Sprecherwechsel fast eine halbe Sekunde (also 460 Millisekunden) vergehen, die so lebhaft wirkenden Italiener 310 Millisekunden, Niederländer hingegen nur 109 und Japaner sogar nur unglaubliche 7 Millisekunden. Nicht bestätigte Studienergebnisse legen auch Korrelationen mit Magen-Mastdarm-Digestionsstörungen nahe, die abundant frequent verlaufenden Losungen. Die, trivial und fern medizinischer Fachkreise stadtbekannt auf Flur und Wiese sich als „Häufchen Komplikation“ einem breiteren Bekanntheitsgrad mit Memory-Effekt erfreuen.

Wie aber kann man sich gegen penetrante Unterbrecher behaupten? Schlimm ist das mastdarmgleiche, machtgesteuerte Unterbrechen, weil es die eigene Position schwächt, Ohnmacht erzeugend. Deshalb sollte man immer reagieren. Eine der wichtigsten Strategien: Zumindest nicht das Weiterreden befördern. Nicht nicken, ist so eine Maßnahme. In der Regel gilt hier leider: Viele Möglichkeiten, was man nicht tun sollte, wenig Möglichkeiten, was man aktiv tun könnte. Das eine wäre Weglaufen, schnell, geschwind und auf heißen Sohlen. Folgeschaden: Das Gespräch ist abrupt beendet. Fazit: Wer nicht unterbrechen will - Zirkelschluss: Die wollen doch unterbrechen! - muss also zunächst lernen, mit Bereitschaft zur Ehrlichkeit, mit Talent zur Wirklichkeitszeugung und mit auf Empfang gerichtete Antennen zuzuhören, was allerdings Mitmenschinteresse, somit Sozialkompetenz voraussetzt. Nicht jedem gegeben. Selbstreflexion - nirgendwo ist das Ich-Sagen angebrachter - hilft da. Wer zum Punkt kommen will, muss auch mal ein Häufchen machen, äh einen .

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