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„Nicht, wie der Mann von seiner Liebe spricht, sondern wie er von ihr schweigt, spricht für seine Liebe.“ Dieses bon mot von Moritz Gottlieb Saphir kommt aus dem Herzen, nicht aus dem Mund. Die Liebe ist ein heißes Eisen, sollen sich andere damit händeschonend befassen. Zum Thema Äußerungen der französischen Filmikone Fanny Ardant in einem SZ-Interview (5.August), Anlass, der Start des Kinofilms „Im Herzen jung“:

 

Die Liebe. Sie ist das Stärkste, das es im Leben gibt. Das Einzige, wofür es sich überhaupt zu leben lohnt. Auch das Einzige, an das man sich erinnert. Und man erinnert sich auch an unglückliche Lieben. Alles andere, Geld, Macht, Ruhm, ist nichts im Vergleich zur Liebe.

Wir haben nur dieses eine Leben. Es hat einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende. Wenn man es nicht intensiv lebt, ist es vergebens. Wir kommen nicht noch einmal zurück auf die Welt. Mir missfällt die Idee, mit Gefühlen zu haushalten. Man muss sich verschwenden. Lieber sich spüren, auch im Unglück, als immer nur auf Nummer sicher gehen. Viele Menschen möchten eben Leiden vermeiden. Nur wer gelitten hat, wird auch wieder richtig glücklich sein. Aber es passt in unsere Zeit. Heute darf nichts mehr gefährlich sein, jedes Risiko wird eliminiert. Sogar Gefühle tragen einen Sicherheitsgurt.

Mir wurde sehr früh bewusst, dass Angst unser größter Feind ist. Wenn man anfängt, Angst zu haben, ist es vorbei. Angst, abends auf die Straße zu gehen, Angst, dass andere über einen lachen könnten, Angst, keinen Parkplatz zu finden, weshalb man dann zwei Stunden zu früh losfährt... Das ist der Anfang vom Ende. Man muss sich der Angst widersetzen.

Ich finde es verabscheuenswürdig, dass man heute immer, wie sagt man, transparent sein soll - Der Mensch soll transparent sein! Er arbeitet im Großraumbüro, wo ihn alle sehen können, wird überhaupt in allen Lebensbereichen durchleuchtet. Dabei ist doch der Nebel interessant. Nicht alles von jemandem zu wissen. Ich habe eine große Schwäche für Geheimagenten sie haben zwei Persönlichkeiten, das gefällt mir sehr.

Während er ihren Eltern Guten Tag sagt, verliert er seinen Sex-Appeal. Er ordnet sich damit in die Familie ein, hat plötzlich einen Rang, und zwar neben ihr, also auf Kindesseite. In meinem Fall hätte ich auch Sorge gehabt, dass meine Geschwister ihn anschließend auseinandernehmen. Wir waren sehr kritisch. Wenn ich daran denke, wie wir über die erste Freundin meines Bruders hergezogen sind, kaum dass sie aus der Tür war, schäme ich mich. Wenn der Mann die Eltern partout treffen will?
Dann sage man: An meinem Todestag wirst du sie kennenlernen. Das hat bei mir immer funktioniert.

Ich hatte eine große Liebe, wegen der ich zu sterben glaubte. Danach habe ich leichtere Versionen der Liebe gekannt. Und jede war anders. Liebe ist Alchemie – zusammen mit dem anderen ergibt sich etwas, das so nur in dieser Kombination existiert.

Die Bourgeoisie bietet eine Leichtigkeit des Lebens, die deine Fähigkeit zum Widerstand schwächt. Je komfortabler man aufwächst, mit Autos, schönen Ferien, Haus auf dem Land, desto antriebsloser werden die Leute. Was hat denn die Bourgeoisie schon Großes hervorgebracht? Gut, Marcel Proust. Aber sonst? Geld macht die Menschen schläfrig. Man muss da sehr aufpassen, darf sich von der angenehmen Süße des wohlbürgerlichen Lebens nicht verführen und einlullen lassen. Es gibt einen Unterschied zwischen Bourgeoisie und einer bourgeoisen Gesinnung. Bourgeois, bürgerlich, sind wir doch inzwischen alle. Es ist dieses konformistische bürgerliche Denken, das gefährlich ist. Wenn das Haus auf dem Land, gegen das nichts einzuwenden ist, zum Statussymbol wird. In diesem Denken geht es nur um Geld. Um Erfolg, Reichtum, Profit. Alle eifern denselben Sachen nach.

Übrigens, es gibt zwei unwürdige Dinge im Leben: sich darüber zu beschweren, dass man zu viel Steuern zahlt, und sich über das Älterwerden zu beschweren.

Älter machen einen in Wahrheit immer die anderen. Man selbst lebt einfach. Ich habe mir in keinem Alter gedacht, so, ab jetzt wirst du vernünftig, ernährst dich gesund, lässt etwas in deinem Gesicht machen. Nein, es sind die anderen, es ist ihr Blick auf einen, der einem das Gefühl gibt, alt zu sein. Ich werde mich nicht übers Älterwerden beklagen, ich wollte noch nie ein Opfer sein. Und irgendwie denke ich, ist das Alter die beste Zeit für Ungehorsam. Was hat man zu verlieren? Jetzt wäre eine gute Gelegenheit, für irgendetwas ins Gefängnis zu gehen. Nicht weiter schlimm, man hat sein Leben gelebt. Das gefällt mir am Älterwerden: Es ist die große Zeit des Vaffanculo!

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