In der arte Mediathek kann man derzeit eine TV-Sendung über die Geschichte Chinas streamen. Die Besonderheit der langen chinesischen Historie besteht in dem durchgehend 5 Tausend Jahre langen staatlichen zivilisatorischen Verlauf. Der Dreiteiler ist fokussiert auf die Zeit von 1839 bis 2021. Die chinesische Geschichte von 1839 bis zur Ausrufung der Chinesischen Volksrepublik war eine Geschichte größter nationaler Demütigung durch ausländische Kräfte, eine Zeit grausamer Bürgerkriege im Inneren. Krisen und Konflikte, die auch mit dem Beginn der Herrschaft durch die kommunistische Partei im Jahre 1949 nicht endeten.
Die Sendung schließt mit den Sätzen:
„In weniger als 200 Jahre durchlebten die Chinesen tausend Träume und ebenso viele Albträume. Von der Utopie zur Dystopie, vom Konfuzianismus zum Sozialismus. Vom Marxismus zum Gesetz des Marktes. Keine Ideologie blieb ihnen erspart.
Mehr als andere Menschen haben sie vielleicht gelernt sich anzupassen, alle Gewissheiten, alle Parolen loszulassen.
Zustimmen ohne zu glauben. Glauben ohne zuzustimmen. Wenn nötig schweigend lachen. Wenn möglich laut. Gewiss, dass sich das morgen viel wertvoller erweisen kann, als man im Moment zuzugeben wagt.“
Die Erben von tausenden Jahren kontinuierlicher Geschichte haben zwangsläufig eine andere Wahrnehmung der Zeitläufe. Typisch ist die Antwort des früheren Premierministers Zhou Enlai (1898-1976) auf die Frage nach den Auswirkungen der "Großen Französischen Revolution von 1789" als er im Jahre 1972 erwiderte, es sei zu früh, das zu bewerten. !!!
Eine von Franz Kafkas Erzählungen (Dem ewigen Sohn, so der Titel der Kafka-Biografie von Peter-André Alt) lautet: Beim Bau der Chinesischen Mauer.
Der beidseitige Umgang der sogenannten westlichen Welt und Chinas ist facettenreich und, so die Konstante, von fundamentalem Unverständnis gekennzeichnet gewesen. Auch heute lautet die Äußerung der einen Seite: Da jedes autoritäre Regime ahnt, sich selbst besser zu dienen als seinem Volk, wird es in eine Krise geraten und zusammenbrechen; die der anderen Seite: Die Menschenrechte, die europäische Aufklärung, das ist eine kulturelle Besonderheit Europas, die geht uns nichts an. Deshalb sind uns eure Menschenrechte egal, wir identifizieren uns einfältig national, nicht vielfältig kulturell.
Nach Mao Zedongs Tod im Jahre 1976 regierte Deng Xiaoping (1904-1997) das Land, öffnete es ökonomisch und führte es langsam aber mit Nachdruck in die weltwirtschaftlichen Handelsströme ein. Der Westen erhoffte sich mit dieser Kooperation nach jahrzehntelanger Konfrontation eine Entwicklung Chinas hin zu demokratischen Strukturen westlicher Prägung.
Ganze Länder lassen es an gegenseitigem Verständnis fehlen. So wie auch das Verständnis einzelner Menschen untereinander fehlen kann, Menschen, die das Lebensschicksal zusammengeführt hat.
Doch zurück zur Politik: Führende Politiker aus Amerika und Europa haben nach der wirtschaftlichen Öffnung und Mao Zedongs Ableben einen großen Fehler gemacht und nicht zugehört, so das chinesische Narrativ und die späte Einsicht der westlichen Welt. Wenige Jahre vor seinem Tod 1997 hatte Deng Xiaoping für seine Nachfolger einen weisen Rat.
Verbergt Eure Talente! Wartet ab und seid geduldig!
Soll heißen, "verstecke deine Stärken und warte ab bis deine Zeit gekommen ist". Diese alte chinesische Redeweise meint: Man soll sich zurückhalten, wenn der Gegner zu stark ist. Man soll nicht kämpfen, sonst wäre es, als würde man ein Ei auf einen Stein werfen. Man wartet bis der Gegner weg oder tot ist - dann kann man übernehmen.